Dienstag, 7. Dezember 2004
Neues aus der Anstalt ---2
Das alltägliche Tintendesaster. An manchen Tagen passiert es in fast jeder Stunde. Vornehmlich in den unteren Klassen, aber durchaus auch bis zur 10. hoch: die auslaufende Tintenpatrone.
Irgendwann in so einer Stunde entsteht Unruhe (neben der sonst eh schon vorhandenen) in einer Bank. Manchmal fluchen schon die Nachbarn. Und schließlich kommt heraus, dass mal wieder eine Patrone ausgelaufen ist. Wenn man Glück hat, beschränkt sich der Schaden nur auf das Heft des Betroffenen (Jungs sind überproportional betroffen). Manchmal kann man dann zwischen den Tintentropfen noch Schriftzüge erkennen (aber nicht unbedingt entziffern).
Kommt es ganz dicke, dann sind etliche Kollateralschäden zu beklagen. Der Tintenkaspar hat auch noch seine Umgebung miteinbezogen, die Nebensitzer haben königsblaue Flecken und haben den Rest der Stunde nichts anderes zu tun, als sich mit dem Tintenkiller zu reinigen (auch ein Kampf David gegen Goliath).
Der Tisch sieht aus wie ein modernes, monochromes Kunstwerk, der Boden ist meist auch noch durch große Flecken verziert.
Hat man ganz großes Pech, hat der Tintenkaspar vorher mir seinem Füller rumgeschüttelt, sodass ein halbes Dutzend Schüler einen Grund hat, sich den Rest der Stunde mit einem Tintenkiller zu fallustieren (wie schreibt man das eigentlich?).
Nun muss man eine Papiertuchorgie übersich ergehen lassen, selbst einschreiten, um z.B. den Tisch einigermaßen vom Königsblau zu befreien.
Dass in diesen 10 Minuten kein Unterricht möglich ist, liegt vielleicht auf der Hand.

Hmm, irgendwie ist mir nicht erinnerlich, dass ich in meiner Schulzeit so existentielle Probleme mit meinem Schreibgerät hatte. Und wenn, dann können die Folgen auch kaum dramatisch gewesen sein, weil die Patronen damals noch sehr klein waren. Die heutigen Füllerpatronen haben Fassungsvermögen mittelgroßer Feuerwehrautos und kontaminieren bei einer Leckage entsprechend große Landstriche.

Was für eine Welt.

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Neues aus der Anstalt ---1
Gesamtkonferenz, ganz zum Schluss. Ein Schüler meldet sich und beklagt sich, dass die Deutscharbeiten immer so schlecht ausfielen. Nicht nur bei ihm auch bei vielen anderen in fast allen Klassen. Deutlich klang durch und wurde auch von seinen Mitschülern bekräftigt, dass das ja wohl an der Schule liegen müsse.
Später meinte eine Kollegin, das wäre ja wohl ganz schön dreist gewesen. Ich hätte es eher dreist gefunden, wenn so eine Beschwerde von Eltern gekommen wäre. Schließlich ist auch hier das Beispiel der Eltern wichtig, damit die Kids das Lesen anfangen, dabei bleiben und ein Gefühl für Sprache entwickeln können.
Wie viele SchülerInnen lesen noch viel?
Wir haben eine gerade mit Teppichboden sehr gemütlich gemachte Schülerbücherei, die auch rege genutzt wird, aber vorwiegend von Leuten einer 8. Klasse, ein paar wenige Jüngere sind auch regelmäßig drin zu finden. Ansonsten Fehlanzeige.

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