Freitag, 30. Januar 2004
berührbar
Gestern Sexualkunde in der 6. Klasse. Ich zeige den zweiten Teil eines BBC-Films über die Schwangerschaft (ein Teil von "Wunderwerk Mensch"). Beeindruckende Bilder, sehr behutsam, faszinierend, informativ.
Nur irgendwie hatte ich ihn mir vorher nicht ganz zu Ende angesehen oder hatte ihn anders in Erinnerung. Jedenfalls endet er ganz "normal" mit der Geburt. Einfühlsamen Szenen einer Hausgeburt, die fast schon vertraute Mutter wird vom Vater liebevoll gestützt. Es ist mucksmäuschenstill im Raum, alle sehen gespannt auf die Leinwand. Mir kommt plötzlich der Gedanke, ob das nicht vielleicht zuviel ist für die 11-12jährigen. Ich frage mich, wieviel von der eigentlichen Geburt gezeigt wird.
Und als es dann soweit ist, das Baby herausflutscht und auf die Brust der Mutter gelegt wird, sie glücklich schluchzt, da steigen mir auch die Tränen in die Augen. Ich bin ganz überrascht. Es berührt mich so sehr. Vielleicht, weil ich schon zweimal das ungeheure Glück hatte, bei einer Hausgeburt dabeisein zu dürfen, vielleicht, weil ich diese Bilder doch noch mal live sehen möchte, bei der Geburt meines Kindes...

Ich brauche eine Weile, um mich wieder zu fangen, bin froh, das der Film noch einen Moment dauert, weil ich nicht will, dass die SchülerInnen meine Rührung bemerken. Vielleicht ist das Quatsch, aber ich fand das sehr persönlich und ich hätte es auch einigen nicht zugetraut, das zu verstehen...

Als ich den Beamer ausstelle und die Rollos hochfahre, scheint der Zauber für die Schüler schon zu Ende zu sein.


Später (ich hatte eine Doppelstunde) bin ich enttäuscht von der Klasse, weil sie bei diesen doch eigentlich spannenden Themen so unruhig sind (auch und gerade im Vergleich zu anderen Klassen). Aber ich sollte einfach nicht zuviel von ihnen verlangen.
Irgendwie hatte ich wohl einen sehr emotionalen Tag.

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Rührung
Es ist oft so, dass Schüler anders reagieren als man denkt. Aber wenigstens waren sie beim Film selber ruhig. Wir müssen ja mit kleinen Dingen zufrieden sein ;-)

Ich hab' mal mit älteren Schülern einen Film in Englisch geguckt - im Kino - und nachher meinten einige: "Wir haben gesehen, dass sie Tränen in den Augen hatten." Manchmal kommt das bei Schülern ganz gut an.

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Tja, da sind sie
vermutlich wirklich noch zu jung, unreif für. Kann deine Rührung nur zu gut verstehen. Wenn sich der eigene Wunsch da heimlich mit in den Raum schleicht ... Ich glaub, ich hätte momentan den Film wohl kaum zu Ende schauen können.

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Uff
Das ist aber auch das Alter.
Wenn ich das hier mal so profan relativieren darf.
Meine Tränendrüsenbereitschaft erhöht sich zur zeit so quasi von einem Film zum nächsten ;-)
Und mit diesem Thema würd's mir ganz sicher genauso gehen.
Die Schöler sind da noch zu jung für.

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