Freitag, 30. Januar 2004
unberührt?
Die letzten drei Schulstunden gehen schnell rum, die anschließende Dienstbesprechung zieht sich in die Länge und verheißt nichts Gutes. Merkwürdige Details der Schulreform und ein absoluter Versorgungsnotstand in den nächsten Wochen, weil insgesamt 4 Lehrer fehlen werden und es einfach keinen Ersatz gibt.

Ich fahre nach Hause, steige am Bahnhof aus dem Zug, hole mein Fahrrad, fahre Richtung FuZo über die Ampel der großen Straße. Hundert Meter entfernt nimmt die Polizei einen Auffahrunfall auf. Die Ampel der zweiten Fahrbahn ist noch Rot. Ich höre einen dumpfen Aufprall, einen Schrei und sehe einen Menschen über die Motorhaube eines Autos fliegen. Denke nur "Oh, Scheiße!", halte an, um mein Handy rauszuholen, während drüben schon Passanten zur Unfallstelle laufen. Ich stecke das Handy wieder weg (ich wusste eh irgendwie gerade nicht, wie ich damit wählen sollte), weil der Fahrer des Autos schon viel schneller ist. Ich gehe langsam weiter, weiß irgendwie nicht, was ich noch tun kann, außer mich als Zeuge zu melden, um den Autofahrer zu entlasten (weil er Grün hatte). Ich überlege, ob ich zur Polizei laufen soll, da tut es jemand anders. Dann entschließe ich mich zur Unfallstelle zu gehen, vielleicht kann ich ja doch helfen.
Ich sehe, dass sich 3 Leute um den auf der Straße Liegenden kümmern. Er bewegt sich, plötzlich steht er auf und geht weg. Die eine Frau versucht noch ihn festzuhalten. Er macht sich sehr heftig los und läuft Richtung Hauptbahnhof. Alle sind fassungslos, keiner kann so schnell hinterher rennen. Ob es überhaupt etwas bringen würde, mit einem Verletzten zu ringen?
Die Polizei kommt, der Notarzt, sie werden mit Personenbeschreibung in den Bahnhof geschickt. Ich bin immer noch unfähig etwas zu tun. Aber ich zittere nicht, ich habe keinen Schock. Ich bin einfach nur gelähmt. Vielleicht ist es die Erkältung.
Schließlich sitze ich mir zwei anderen im Polizeibulli, gebe meine Personalien an und berichte kurz, was ich gesehen habe. Einer der anderen Zeugen erzählt, der Mann wäre die ganze Zeit vor ihm hergegangen, seine Hose wäre ständig gerutscht. Und er wäre an der roten Ampel einfach weitergegangen. Meine Vermutung, dass er irgendwie völlig zugedröhnt war, bestätigt sich.

Als ich mich entferne, bin ich ruhig, weniger entsetzt als erstaunt. Und ich überlege, ob ich (oder jemand anders) doch hinterher gesollt hätte. Wenigstens um ihn zu verfolgen und dann per Handy die Polizei zu lotsen. Wäre eigentlich sehr einfach gewesen. Ich hoffe, nächstes Mal (was hoffentlich nicht kommt!!!) denke ich da gleich dran...

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Der Plot der Geschichte ist mir immer noch nicht so ganz klar. Was war denn das nun für ein Opfer?
Warum hinterher rennen, verfolgen, die Polizei hinlotsen? Was soll die Polizei mit ihm machen?
Ich raffe gerade gar nichts :-(

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naja, wenn Du Dir überlegst, dass der Mensch vermutlich mindest eine Gehirnerschütterung gehabt haben dürfte (wenn nicht sogar Schlimmeres - auch mit einem Schädelbasisbruch kann man noch laufen - vor allem, wenn das Hirn mit Alkohol, Opiaten oder THC vernebelt ist).
Und dass dem Typen sowieso generell geholfen werden müsste - na, den frommen Wunsch sparen ich mir lieber :-(

So hoffe ich schon, dass der Notarzt ihn schon noch gefunden hat...

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