Montag, 27. September 2004
Oh oh
wenn einem die Zahnpflegerin schon sagt, dass die Zahnfleischreizung stressbedingt sein dürfte...
Merkwürdig, dass mich das nicht erschüttert. Irgendwie befriedigt es mich eher, dass es nicht nur ein Gefühl ist, sondern dass mein Körper das auch so empfindet.

Am Wochenende habe ich noch absichtlich aufs Rasieren verzichtet, weil ich mich so fühlte "wie von innen unrasiert" (wie es Heinz Rudolf Kunze so treffend ausdrückte) und ich damit irgendwie nicht hinterm Berg halten wollte.
Nun muss ich dazu nur die Zähne zeigen ;-)

Aber wenigstens bezeichneten Zahnpflegerin und Zahnärztin den Pflegezustand als "gut".

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Samstag, 25. September 2004
Alternative?
Höre gerade in III nach 9, dass Mark Knopfler auch mal Lehrer war. Genau wie Sting ja sowieso. Achja: und Heinz Rudolf Kunze.
Vielleicht sollte ich mal meine Klampfe wieder rausholen.


Oder belasse ich es dabei, mir mal wieder "brother in arms" anzuhören?!

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Fetzen --4
Freitag, 6. Stunde, Physik. Ist eh schwierig, die Kids bei der Stange zu halten. Und dann ist da noch ein Schüler, der sich mit seinen lockeren, aber durchaus auch witzigen Sprüchen immer auf der Grenze zwischen Störung und Auflockerung balanciert. Heute ist er gut in Form, er nervt mich eher, aber ich bin nachsichtig, weil ich wahrscheinlich lieber über seine Sprüche lachen und den Unterricht vergessen würde. Irgendwann lassen sich die Schüler von der Wandkarte mit dem Periodensystem ablenken und es kommt die übliche Frage danach, die ich wie üblich scherzhaft beantworte, dass es in der 9./10. Klasse auswendig gelernt werden müsse. Manche glauben das sogar ;-)
Der Schüler mit den Sprüchen sagt schließlich laut: "Periodensystem - alle 28 Tage?" Dieser "Zusammenhang ist mir in den 25 Jahren, in denen ich es kenne, nicht eingefallen. Nun muss ich selber sehr lachen und falle endlich aus der Rolle ;-)

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Fetzen --3
Rückgabe einer Chemiearbeit in einer 6. Klasse. Die Arbeit ist recht gut ausgefallen, es gab sogar zwei Einsen. Wie üblich verlange ich von allen, die schlechter als 2 geschrieben haben eine Berichtigung. Schon bei der Besprechung merke ich, dass einige Mädchen schon mit der Berichtigung angefangen haben. Erstmal habe ich nichts dagegen. Ich bin ja schon froh, dass sie es überhaupt machen. Irgendwann stört es mich aber und ich gehe hin, um es zu unterbinden. Ich sehe, dass sie eine der guten Arbeiten da liegen haben, von der sie abschreiben. Als ich da stehe fordert der Junge nun endlich mal seine Arbeit zurück. Eines der Mädchen sagt leise aber gut vernehmlich: "Arschloch!"
Nach einigen Schrecksekunden, versuche ich dem Mädchen begreiflich zu machen, wie nett es doch ist, wenn man denjenigen, der einem gerade geholfen hat, Arschloch nennt. Sie scheint es nicht zu begreifen. Ich frage sie, ob sie meint, dass ihr nochmal jemand helfen wird, wenn sie mit den Leuten so umgeht. Sie redet sich raus, entschuldigt sich erst, nachdem ich es von ihr verlange.
Vermutlich war meine Intervention wieder mal sehr unpädagogisch. Aber muss man den Kindern nicht klarmachen, welche Konsequenzen ihr Verhalten haben kann. Und das Hilfe ein hohes Gut ist?
PS: Der beschimpfte Schüler, ein lieber, engagierter Junge, wird sich hoffentlich nicht von seiner Hilfsbereitschaft abhalten lassen.

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Fetzen --2
Aufregung im Lehrerzimmer. Eine Kollegin erblickt neben der Tür eine schöne große Spinne und prallt regelrecht zurück. Ich habe mich nicht lange bitten lassen, um das Tier mit einer Dose zu entfernen und es durchs Fenster auf den Schulhof schweben zu lassen. Anfassen musste auch nicht unbegingt sein. Im Notfall ginge das auch, aber wenn ein Gefäß zu Hand ist, find ich das besser.
Am nächsten Tag stolpern wir auf dem Weg zum Computerraum über die gleiche Spinne (nicht dieselbe - vermute ich mal). Während sich die meisten mit Grauen abwenden - auch viele Jungs - stürzt sich eine Siebtklässlerin mit Begeisterung auf das Tier und nimmt es auf die Hand. Die Hälfte der Stunde sitzt die Spinne ruhig auf ihrer Hand. Ich bin beeindruckt.

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Fetzen --1
Wir sitzen und beraten in der Klassenkonferenz über mehrere Schüler. Einen von ihnen müssen wir der Schule verweisen, einen anderen drohen wir den Ausschluss vom Unterricht an. Dieser Schüler zappelt am nächsten Tag selbstkritiklos wie ehedem im Physikraum herum, begrabbelt die Gasventile. In einem unbeobachteten Moment nimmt er sich einen Trafo-Stecker vom Lehrerpult und steckt ihn in die Netzsteckdose an seinem Tisch. Der Kurzschluss jagt die Sicherung heraus. Sonst passiert nichts.
Der Schüler streitet alles ab, regt sich darüber auf, dass ich ihn zusammenfallte.
Das war meine bisher dichteste Annäherung an den Knast...

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Sonntag, 19. September 2004
ein typischer Sonntag
Er begann erstmal spektakulär, also eher untypisch. Kurz vor sieben wurde ich wach und sah irgendwas rötlich am westlichen Himmel, aber ich blieb liegen. Ein paar Minuten später überredete mich allerdings meine Blase, mich doch aus der Horizontalen zu begeben, um den Defäkationsraum aufzusuchen. Anschließend machte ich einen Kontrollblick durch die diversen Fenster und war erstmal sprachlos (ich hätte auch niemand zum zutexten gehabt ;-):


Nach einigen Auslösebewegungen (oder soll ich lieber Reflexe sagen?) erinnerte ich mich an die Regel, die sich in diesem Himmelphänomen reichen Jahr herausgebildet hatte: Wenn an der einen Seite des Himmels etwas Tolles zu sehen ist, schau unbedingt auch noch in die entgegen gesetzte Richtung.
Und tatsächlich: ein Regenbogen - vor Sonnenaufgang! Zwar schwach, aber deutlich fast 180°. Nur kurz vor Sonnenaufgang kann man im Flachland so viel von einem Regenbogen sehen. Glück gehabt:


Dann folgte der typische Sonntag: Antriebslos auf dem Sofa rumlummeln oder im Internet, ein paar Bilder bearbeiten, später irgendwann endlich mal anfangen, die Stunden für Montag zu Ende zu basteln. Viel zu lange dazu gebraucht. Zwischendurch Wahlsendungen geguckt und ziemlich unbeeindruckt geblieben, nur bei der reichlich unsouveränen Reaktion der "etablierten Parteienvertreter" auf die Inhaltsleere der braunen Kacknasen kurz wütend geworden, um schließlich in den Tatort reinzusehen.

ABER heute war es irgendwie ok, weil mir der gestrige schöne Tag noch "in den Knochen steckte". Ein feines Treffen mit der fc-Gang. Leute, in deren Gegenwart ich mich irgendwie sehr wohl fühle, keinen Druck verspüre, keine Notwendigkeit mich behaupten zu müssen. Sicherlich liegt dieses Wohlgefühl an einigen Leuten besonders, aber es sit insgesamt eine wirklich gelungene Konstellation...

Insofern kann die neue Woche nur kommen.

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Montag, 13. September 2004
Wechselbäder
Der freitägliche Schultag spiegelte mal wieder die ganze Woche wieder: Ein ständiges Wechselbad der Gefühle oder Launen. Mal eine gute Stunde vielleicht auch mit einer netten Begebenheit, dann wieder Nerv und Frust bis hin zum deutlichen Gefühl, ziemlich überfordert zu sein.
Da sitzt eine ziemlich kleine Klasse vor einem. Kids, die einem einzeln und in anderem Zusammnhang sicher sehr sympathisch sind, ja sogar hier in der Schule meistens. Aber wenn sie dann nicht wollen/können, so wie sie eigentlich müssten, damit der Unterricht irgendwie ein klein wenig fruchtbringend wird, sie die anderen, die eigentlich tatsächlich könnten und sogar wollten, massiv davon abhalten zu dürfen, dann möchte ich manchmal gerne einfach weglaufen. Lass doch jemand anders diesen Scheiß machen. Was muss diese Kids der Wald interessieren oder irgendwelche Stoffeigenschaften, wenn sie eigentlich Hilfe beim ganz normalen Leben bräuchten? Hilfe beim Erwachsenwerden, Hilfe dabei, mit ihren beschissenen Familienverhältnissen fertigzuwerden. Zuneigung, weil sie sonst immer nur hin und her geschoben werden. Aufmerksamkeit, weil zu Hause nur die Glotze oder der Computer laufen und vielleicht noch die Geschirrspülmschine.
Ich kann es nicht. Lehren und Betreuen und Therapieren. Weder gleichzeitig noch nacheinander. Das habe ich nicht gelernt.
Und meine Kollegen fast alle auch nicht. Aber wir müssen irgendwie die Auffälligkeiten, die Verhaltensstörungen, die Defizite verwalten, weil woanders keine Hilfe kommt. Es reicht doch, wenn der Kultusminister sich rühmt, dass er die Hauptschulklassenfrequenz auf 26 gesenkt hat. Ganz toll, das hat es jetzt wirklich gebracht. Mir reichen schon 13 Schüler, wenn zwei oder drei dabei sind, die eigentlich nicht beschulbar sind...

Und dann gibt es aber auch mal ein Erfolgserlebnis. Eine Schülerin leidet an M*utism*s. Sie spricht nicht in der Schule. Aber sie macht große Fortschritte, an denen ich auch ein wenig beteiligt bin.
In der letzten Woche sagte sie im Unterricht das erste Mal einzelne Wörter.
Und am Freitag nach Schulschluss richtete sie mir zwar leise aber klar und im ganzen Satz Grüße von ihrer Mutter aus und lächelte noch strahlender als sie es ohnehin seit einiger Zeit tut. Da stieg es mir fast heiß in die Augen. Schön :-)))

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Musik
Zwar habe ich gerade keinen Abschied zu verknusen, aber das Lied "Symphonie" von Silbermond geht seit einigen Tagen ganz gewaltig bei mir rein. Bin musikalisch wohl doch eher ein romantischer Kitschling ;-)))

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Dienstag, 7. September 2004
Worte gegen das Grauen
Es passiert nur noch selten, dass mich christliche Worte z.B. in Gottesdiensten irgendwie beeindrucken. Am Samstag sah ich zufällig mal wieder "Das Wort zum Sonntag". Die Sprecherin Mechthild Werner sprach mir aus der Seele, wie sonst kaum ein Kommentar zu den entsetzlichen Ereignissen in Beslan.
http://www.daserste.de/wort/sendung.asp

Schon einmal hatte sie mich beeindruckt mit einem sehr erstaunlichen Wort über Prostituierte.

Wenigstens an solchen Worte ist dann zu erkennen, dass Glaube und Religion auch etwas für die Menschen sein können.

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Mensch, bin ich alt ;-)
Nicht an irgendwelchen Zipperlein merke ich dies, sondern daran, dass mein Patenkind heute 18 geworden ist...
Vor 18 Jahren hatte ich das ungeheure Glück, bei ihrer Geburt dabeizusein. Ein unvergessliches Erlebnis mit fast zuviel Dramatik, zwar später nochmal wiederholt, aber eben ganz anders (und immer noch kein eigenes Kind ;-)

Achja...

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